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Wasserstoff – energieträger der zukunft?

Wie die wende gelingt

17.11.2024
von Redaktion INDUSTRIELLE AUTOMATION
Welche Trends entwickeln sich auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft und was bedeutet das für neue technische Lösungen

Wasserstoff gilt als Schlüsselelement in der Energiewende. Er lässt sich mit Hilfe erneuerbarer Energien CO2-neutral gewinnen, gut speichern und vielseitig verwenden. Doch das allein reicht nicht. Welche Trends entwickeln sich auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft und was bedeutet das für neue technische Lösungen? Rainer Moritz, Branchenmanager Erneuerbare Energien bei Jumo, hat die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Nicole Steinicke: Steigen wir gleich mit der Kernfrage ein: Wo sehen Sie die Trends im Bereich der erneuerbaren Energien?

Rainer Moritz: Die größten Trends sind der Ausbau der Windenergie sowie der Solarenergie. Jedoch werden alle erneuerbaren Energieträger benötigt, um die sehr ambitionierten Ziele der Energiewende erreichen zu können. Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien steigt die Volatilität der Stromerzeugung. Wasserstoff wird hier eine wichtige Pufferrolle spielen.

Nicole Steinicke: Betrachten wir Wasserstoff als Energieträger der Zukunft, bringt er auch viele Heraus­forderungen mit sich. Wie sehen diese aus, zum Beispiel im Hinblick auf die Speicherung?

Rainer Moritz: Wasserstoff ist ein sehr reaktionsfreudiges und leichtes Gas. Dies ist auf der technischen Ebene in der Entwicklung zu berücksichtigen. Jedoch ist die Verwendung von Wasserstoff besonders in der Chemieindustrie nicht neu und daher gibt es bereits Erfahrungswerte in der Verwendung von Wasserstoff. Für die richtige Produktauswahl ist es immer ratsam, die Anwendungsbedingungen zu verstehen und sich über diese auszutauschen. Die Anforderungen an die technischen Komponenten unterscheiden sich teils erheblich je nach Anwendungsfall. In Syntheseanlagen finden gewollt aggressive chemische Reaktionen statt, welche wiederum bei der Verwendung von Wasserstoff für die Brennstoffzelle tunlichst vermieden werden. Hier ist die Reinheit des Wasserstoffs entscheidend, um Beschädigungen der Brennstoffzelle zu vermeiden.

Nicole Steinicke: Der Umgang mit Wasserstofftechnologien erfordert also neue technische Lösungen? Worauf kommt es dabei an, wenn wir beispielsweise an die verschiedenen Anwendungsbereiche von Wasserstoff und die eingesetzte Sensorik denken?

Rainer Moritz: Der Anwendungsbereich von Wasserstoff weitet sich derzeit deutlich über die Verwendung in der Chemie hinaus aus. Damit entstehen viele neue Anwendungsfälle, so auch in der Energiewirtschaft. Dafür ist es wichtig, die technische Kompatibilität der eingesetzten Produkte zu prüfen. In unserem Haus konnten wir die Erfahrung machen, dass unsere langjährig erprobten Produkte durch die Verwendung austeni-tischer rostfreier Stähle sowie durch die voll verschweißten Gehäuse auch für die Anwendung in den neuen Wasserstoff-Applikationen geeignet sind.

Nicole Steinicke: Und welche Lösungen bietet Jumo in diesem Segment, eventuell auch für automatisierte Prozesse?

Rainer Moritz: Jumo bietet Lösungen vom Sensor bis zur Cloud an. Wir können also nicht nur als Lieferant einzelner Sensoren auftreten, sondern auch als Systemlieferant für komplette Lösungen, in denen wir unsere Automatisierungstechnik bis hin zur SPS und cloudbasierten Auswertung ein­bringen. Beispielsweise unterstützen wir mit unseren Produkten gerne in der Peripherie des Elektrolyseprozesses. Von der Wasseraufbereitung über die Elektrolyse bis zur Gasauf­bereitung können wir als Systemlieferant dienen.

Nicole Steinicke: Jumo ist mit seinem Know-how auch Entwicklungspartner für verschiedenste Projekte. Hat das die Energiewende nach vorne gebracht?

Rainer Moritz: Die Partnerschaften unterliegen üblicher­weise einer Vertrau­lichkeitserklärung. Dennoch kann ich über zwei Projekte berichten. Eines ist das chinesische Wasserkraftwerk Wudongde, das mit einem einzigen Block rund 1,8 Millionen chinesische Haushalte mit Energie versorgen kann. Die besonderen technologischen Anforderungen realisierte die chinesische Tochtergesellschaft von Jumo gemeinsam mit einem international aufgestellten Hersteller von Stromrichteranlagen. So muss in den Generatoren und Turbinen die Temperatur der Ölhydraulik überwacht und geregelt werden, um Maschinenschäden, Turbinenausfälle und Störungen bei der Stromerzeugung zu verhindern. Zusätzlich müssen zur Ver­meidung von Korrosion, elektrischen Überschlägen und Beschädigungen der elektrischen Installationen die Luftfeuchte und Lufttemperatur in den Generator­räumen kontrolliert werden. Zum Einsatz kommen gleich mehrere intelligente Messtechnik-Lösungen, die derart extreme Bedingungen spielend meistern. Weiteres Projekt war die Zusammenarbeit mit der Piller Group im Bereich USV-
Systeme. Auch hier haben wir individuelle Lösungen erarbeitet, die nicht nur die Hardware, sondern auch die Software umfasst. Auf diese Weise arbeitet Piller heute mit einem maximal effizienten und sicheren System, das mittels Automatisierung quasi von selbst läuft und eine zuverlässige Stromversorgung sicherstellt. In Entwicklungspartnerschaften lassen sich also sowohl die Innovationskraft des technischen Experten als auch die des Kunden stärken und nutzen. Wir streben mit unseren Kunden grundsätzlich eine partnerschaftliche Zusammenarbeit an und zeigen uns flexibel für die gestellten Anforderungen. Dadurch entwickeln wir uns stetig weiter, wachsen mit dem Markt und seinen Anforderungen und tragen einen Teil zur Energiewende bei.

Nicole Steinicke: Neben Wasserstoff gibt es aber noch andere Technologien, die immer wichtiger werden. Welche sind das?

Rainer Moritz: Wasserstoff ist als ein Bestandteil der Energiewende zu sehen. Erst durch das Zusammenspiel mit den erneuerbaren Energien und der Möglichkeit, mit Hilfe von Wasserstoff die Sektorenkopplung (Stromerzeugung, Wärmenetz, Transportsektor) effizienter zu gestalten, gewinnt der Wasserstoff seine wichtige Rolle in der zukünftigen Energiewirtschaft. Die Digitalisierung und intelligente Vernetzung wird begleitend von zunehmender Wichtigkeit sein. Für die Chemie- und Stahl-industrie ist die Verwendung von künftig grün erzeugtem Wasserstoff eine große Chance, CO2-Ausstöße zu reduzieren.

Nicole Steinicke: Jumo hat viele Erfolgsgeschichten zu erzählen, die Prozesse in der Industrie effizienter, sicherer und sogar auch erst möglich gemacht haben. Welche Erfolgs­geschichte wünschen Sie sich für die Zukunft?

Rainer Moritz: Die erneuerbaren Energien können einen Anteil dazu beitragen, Wohlstand und Frieden in der Zukunft zu sichern. Daher wünsche ich mir, mit Jumo Teil vieler Projekte zu sein, die diese Entwicklung fördern. Das kann bei Retrofit-Projekten beginnen oder auch ganz neu und innovativ sein.

Das Interview führte Dipl.-Ing. Nicole Steinicke

Bildquelle: scharfsinn86 – stock.adobe.com

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